Diese Frage haben wir die vergangenen drei Monate einigen Dienstleistern der Hochzeitsbranche gestellt. Vier Profis skizzieren nun für Sie die DNA der Schweizer Hochzeit nach und schälen ihr verstecktes Potential heraus.
Es ist Frühling, und viele Brautpaare sind zurzeit daran, die letzten Vorbereitungen für ihre einzigartige Hochzeit zu treffen. Bei der Planung hatten sie aufgrund der Vielseitigkeit der Schweiz bezüglich Themen, Location, Temperatur- und Landschaftsspektrum die Qual der Wahl – schliesslich fährt es sich in kurzer Zeit durch ganz verschiedene geografische Zonen. Doch wie heiratet die Schweiz eigentlich?
Schweizer Hochzeiten teilen ähnliche Traditionen wie andere Länder auch. Daneben gibt es solche, die unverkennbar eigen sind. Während diese zu schwinden drohen, schrumpft auch die weltweit von den Paaren so sehr
herbeigewünschte Individualität. Das erstaunt, zumal Moden, Stile und Formen beim Heiraten noch nie so vielfältig waren wie heute. Um über all das Klarheit zu bekommen, haben wir vier sehr erfahrene Dienstleister aus der Hochzeitsbranche zum Gespräch zusammen an einen
Tisch gebeten. Entstanden ist ein spannender Diskurs über das Heiraten in der Schweiz. Teilgenommen haben:
Patrik: Wir verzeichnen einen klaren Rückgang bei den kirchlichen Trauungen und eine Zunahme bei den freien Zeremonien. Nach wie vor grossgeschrieben und unverkennbar schweizerisch sind der Hochzeitsapéro, die Rede des Brautvaters und die Diaschau am Abend. Seit
ein paar Jahren fällt aber auf, dass viele Paare zwischen 20 und 30 Jahren zur Inspiration dieselbe Quelle nutzen, grösstenteils Pinterest – weltweit. Das hat Auswirkungen: Die Hochzeiten gleichen sich optisch, obwohl Paare denken, ihre Hochzeit sei sehr individuell – diese Entwicklung ist rund um den Globus erkennbar.
Anita: Ich mache ähnliche Erfahrungen, wir entfernen uns etwas vom traditionellen Heiraten. Das hat aber auch seinen Vorteil: Paare haben den Mut gefasst, anders zu heiraten, besonders die
älteren – zumindest was die Trauung angeht. Die Tendenz vermehrt herauszuschälen, was für einen selbst stimmt
und nicht für die Familienmitglieder, Freunde oder irgendwelche andere Beeinflusser, das freut mich sehr. Über alle Altersgruppen hinweg verzeichne ich ausserdem eine grosse Veränderung bei
der Apérogästezahl: Auf die nur zum Apéro eingeladenen Gäste – meistens bestehend aus dem erweiterten Bekanntenkreis wie etwa die Vereinsmitglieder, die Arbeitskollegen, der Chef et cetera –
wird je länger je mehr verzichtet. Paare bevorzugen einen kleineren Gästekreis, und den wünschen sie exklusiv vom
Anfang bis zum Ende an der Hochzeit dabei zu haben. So ist es im Ausland schon lange üblich.